Bauarbeiten an der Delfinlagune

Das städtische Hochbauamt saniert bis voraussichtlich Spätsommer 2024 das Becken 6 in der Lagune im Tiergarten der Stadt Nürnberg. Die Arbeiten kosten rund eine Million Euro. Bereits seit Winter 2022/2023 sind Becken 1 und Becken 6 von einer Bauschutzhalle überdeckt. Diese ersetzt für die kalte Jahreszeit die in die Jahre gekommene Traglufthalle und schützt sowohl Tiere und Besuchende vor Emissionen der Bauarbeiten als auch die Sanierungsarbeiten vor Witterungseinflüssen.

Fakten zum Projekt

Flächen

Die Lagune umfasst insgesamt rund 5.400 Kubikmeter Meerwasser. Becken 6, in dem das Pilotprojekt stattfindet, fasst 486,8 Kubikmeter. Die Tiere haben also während der Bauarbeiten allein in der Lagune 4.973,5 Kubikmeter Wasser zur Verfügung. Die Becken lassen sich variabel verbinden und haben eine Wassertiefe zwischen 0,5 und 7 Metern.

Insgesamt besteht die Delfinlagune aus sechs Becken:
Becken 1: 1.078,4 Kubikmeter Wasser
Becken 2: 1.518,2 Kubikmeter Wasser
Becken 3: 1.798,4 Kubikmeter Wasser (Panoramabecken)
Becken 4: 363,7 Kubikmeter Wasser
Becken 5: 214,8 Kubikmeter Wasser
Becken 6: 486,8 Kubikmeter Wasser

Zusätzlich gibt es im Tiergarten noch das Delfinarium II mit 937 Kubikmetern Wasser. Es gibt abtrennbare Becken für Muttertiere mit Nachwuchs sowie für kranke Tiere.

Nutzung

Die sechs Großen Tümmler, die derzeit im Tiergarten Nürnberg leben, haben einen gewichtigen Anteil an den Artenschutzbemühungen des Tiergartens: Sie sind Stellvertreter bedrohter Delfinarten in der Natur, die durch Lärm, Müll, industrielle Fischerei, Umweltkatstrophen und den damit verbundenen Lebensraumverlust vom Aussterben bedroht sind.

Ein besonderer Fokus der Delfinhaltung im Tiergarten Nürnberg liegt im Bereich der Forschung für den Artenschutz. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und Publikationen zu Delfinen stammen aus dem Tiergarten oder wurden durch diesen unterstützt, dies besonders in enger Zusammenarbeit mit der vom Tiergarten 1992 mitbegründeten und hier ansässigen Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha e.V. und mit der Universität für Ozeanografie in Rio Grande do Sul in Brasilien. Die im Delfinarium gewonnenen Erkenntnisse haben weltweit Bedeutung.

Etliche süßwasser- und küstenbewohnende Delfinarten sind inzwischen bedroht. In diesem Zusammenhang fällt Delfinarien eine zentrale Schutzfunktion zu. Das Wissen um Behandlung, Haltung und Zucht von kleinen Delfinarten wird zunehmend zum relevanten Bestandteil der Rettungskonzepte für bisher sieben direkt benannte Delfinarten. Der Tiergarten spielt in diesen Schutzprojekten eine wichtige fachliche Rolle. Es geht nun von der Rettung einzelner Individuen über die Rehabilitation dieser Tiere bis hin zur Reproduktion stark gefährdeter Arten als ganzheitliches Schutzkonzept, das ohne Zoos nicht realisierbar wäre.

Träger

Träger der Bauarbeiten ist die Stadt Nürnberg. Sie verantwortet auch die Umgestaltung.

Kosten

Die Arbeiten kosten rund eine Million Euro.

Zeitplan

Am 24. Oktober 2022 hat der Aufbau einer temporären Holzschutzhalle über den beiden Becken 1 und 6, die direkt an die Innenbecken des alten Delfinariums grenzen, begonnen. Die staubdichte Holzhalle ist fertiggestellt.

Nun folgt das Pilotprojekt in Becken 6, das die schrittweise Sanierung der Beckenränder und die Ausbesserung der Beckenwände umfasst. Die Sanierung dauert voraussichtlich bis Spätsommer 2024.

Pressemitteilungen

Hier finden Sie eine chronologische Übersicht der von der Stadt Nürnberg veröffentlichten Pressemitteilungen zum Thema „Bauarbeiten in der Delfinlagune“.

Vorgeschichte

Die Delfinhaltung im Tiergarten Nürnberg begann 1971 mit fünf Großen Tümmlern. Vierzig Jahre später, 2011, wurde die Delfinlagune eröffnet. Sie erweiterte das seit 40 Jahren bestehende Delfinarium um eine naturnahe Freianlage und vergrößerte mit fast 1.600 Quadratmeter Wasserfläche und 5.500 Kubikmeter Volumen das Delfinarium auf die sechsfache Fläche und das fünffache ihres Volumens.


Ãœbersicht Lagune und Delfinarium II

Beckenlalgeplan Delfinlagune Tiergarten Nürnberg

4: Flachwasserbecken, 5: Seelöwenbecken, 2/3: Hauptbecken, 6: Umsperrbecken, 1: Mutter-Kalb-Becken, H: Hebebodenbecken, V: Vorführbecken, R: Ruhebecken


Fragen und Antworten:

Was unternimmt der Tiergarten für das Wohlergehen der Tiere?

Während der Arbeiten an Halle und Becken wird ein wissenschaftliches Monitoring der Tiere durchgeführt, das über die Routineuntersuchungen hinausgeht und mögliche Verhaltensänderungen in Korrelation zu gerade stattfindenden Bauarbeiten erfassen soll.

Grundlage dafür, dass Mitarbeitende Verhaltensänderungen der Tiere unmittelbar bemerken, ist, dass die sechs Großen Tümmler und die Robben immer unter sehr engmaschiger Beobachtung der Tierpfleger, der Tiermedizin und der Wissenschaftler des Tiergartens stehen.

Alle Tiere werden regelmäßig veterinärmedizinisch untersucht – dabei checken und dokumentieren Tiergartenmitarbeiter ihren Gesundheitszustand regelmäßig. Stellt sich heraus, dass bestimmte Bauarbeiten eine Belastung bei den Tieren verursachen, werden die Arbeiten so angepasst, dass die Tiere keinen Schaden nehmen können.

Warum werden die Tiere während der Bauphase nicht abgegeben?

Die Struktur der Lagune und die geplanten Baumaßnahmen sind darauf ausgelegt, dass die Tiere auch dann in den verschiedenen Becken und im überdachten Delfinarium schwimmen und spielen können, wenn eines der Becken wegen Arbeiten vorübergehend nicht für sie zur Verfügung steht.

Die Pläne der einzelnen Bauabschnitte lassen den Tieren zu jeder Zeit mindestens drei Becken und mehr Raumgefüge als den Tieren in anderen Delfinarien Europas zur Verfügung gestellt werden könnte. Die Delfine leben in einem festen Sozialgefüge. Sie auf andere Delfinarien zu verteilen, ist daher ein Schritt, den der Tiergarten nur als eine Notlösung überhaupt in Erwägung ziehen würde.

Werden Besucher die Tiere während der Bauarbeiten sehen können?

Während des Aufbaus der Holzhalle sind die Delfine nur eingeschränkt zu beobachten. Tagesaktuelle Informationen, zu welchen Uhrzeiten und in welchem Bereich Besucher die Tiere sehen können, entnehmen sie den Info-Monitoren im Tiergarten.

Wird die Baumaßnahme den Tiergartenbesuch beeinträchtigen?

Die Wegeführung im direkten Umfeld der Lagune wird sich während der Baumaßnahme ändern. Die Wege sind vor Ort ausgeschildert. Während des Aufbaus der Holzhalle sind die Delfine zudem nur eingeschränkt zu beobachten. Tagesaktuelle Informationen, zu welchen Uhrzeiten und in welchem Bereich Besucher die Tiere sehen können, entnehmen sie den Info-Monitoren im Tiergarten.

Ändert sich der Eintrittspreis für den Tiergarten?

Es gelten die üblichen Gebühren für den Tiergartenbesuch, inklusive aller möglichen Ermäßigungen.

Welche Delfinarten leben im Tiergarten?

Der Tiergarten Nürnberg hält im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP sechs Große Tümmler (Tursiops trunactus). Diese Delfinart ist in allen Weltmeeren zu Hause, vom gemäßigt kalten bis zu den tropischen Gewässern. Große Tümmler sind im offenen Meer anzutreffen, leben aber hauptsächlich in flachen Küstengebieten. Der Große Tümmler passt sich problemlos verschiedenen Lebensräumen an und ist daher für die Haltung in Delphinarien gut geeignet. Der Große Tümmler ist – im Gegensatz zu anderen Delphinarten – nicht vom Aussterben bedroht. In Nürnberg ist der Große Tümmler Botschafter für ähnliche Delfinarten in der Natur und macht auf die Gefahren für die Delfine in den von Menschen verschmutzten, überfischten Meere aufmerksam. Noch wichtiger ist seine Funktion als Modellart für viele physiologischen Eigenschaften, die der Tümmler mit anderen Arten teilt und die in Nürnberg und anderen Delfinarien erforscht werden: Der Große Tümmler ähnelt anderen Delfinarten. Deswegen kann man Erkenntnisse, die man bei ihm gewinnt auf andere Arten übertragen und sie zu deren Schutz nutzen.

Warum wildert der Tiergarten die Delfine und Seelöwen nicht aus?

Die Weltnaturschutzunion IUCN bestimmt die Kriterien für Auswilderung. Die Großen Tümmler des Tiergartens erfüllen diese Kriterien nicht.

Zudem sind die natürlichen Lebensräume der Großen Tümmler und ihrer Unterarten zunehmend bedroht. Die an die Küsten Argentiniens, Brasiliens und Uruguays gebundene Unterart des Großen Tümmlers, der atlantische Tümmler, ist dort fast ausgestorben. Gerade noch 600 Individuen haben an den Küsten Südamerikas überlebt.

Es gilt daher, zuerst die natürlichen Lebensräume zu schützen, ehe Auswilderungen in Betracht kommen. Daran arbeitet der Tiergarten Nürnberg für die Atlantische Unterart des Großen Tümmlers.


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