Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1304 / 28.11.2023

Imanuel Baumann wird neuer Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände

Der Zeithistoriker Dr. phil. habil. Imanuel Baumann wird neuer Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände und Abteilungsleiter „Erinnerungskultur“ der Museen der Stadt Nürnberg. Das Amt, welches er bereits seit August kommissarisch innehat, übernimmt er voraussichtlich zum Freitag, 1. Dezember 2023.

Prof. Dr. Julia Lehner, Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg: „Angesichts eines anschwellenden und mit unerträglicher Verharmlosung historischer Geschehnisse einhergehenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft ist es unabdingbar, diesem mit aller Expertise und Entschiedenheit entgegenzutreten. Ich freue mich deshalb sehr, dass mit Dr. phil. habil. Imanuel Baumann ein exzellenter Fachmann für Zeitgeschichte und NS-Zeit für die Leitung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände gewonnen werden konnte. Mit Dr. Baumann steht für die Modernisierung und konzeptionelle Neuausrichtung des Doku-Zentrums eine sachkundige Persönlichkeit zur Verfügung, die die international renommierte Einrichtung der städtischen Museen auch auf ihrem weiteren Weg in die Zukunft erfolgreich begleiten wird.“

Imanuel Baumann, geboren 1974 in Lahr (Schwarzwald), studierte Neuere und Neueste Geschichte, Literatur- und Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Er promovierte in Freiburg zur Geschichte der Kriminalwissenschaft und zum Umgang mit Straftätern im 20. Jahrhundert, habilitierte sich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und hat dort die Lehrbefugnis für das Fach Neuere und Neueste Geschichte inne. Baumann hat sich intensiv mit den nationalsozialistischen Verbrechen beschäftigt sowie mit der Auseinandersetzung damit nach 1945. Dabei zeichnen ihn eine große praktische Expertise und Gremienerfahrung im Bereich des Gedenkstättenwesens, der musealen Vermittlung und der Erinnerungskultur aus. Sie reicht von Tätigkeiten in der Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora bis zum Haus der Geschichte Baden-Württembergs, wo er die Geschichtsvermittlung für das „Hotel Silber“, der ehemaligen Gestapo-Zentrale für Württemberg und Hohenzollern, aufgebaut hat.

Seit 2021 leitet Baumann das zu den Museen der Stadt Nürnberg gehörende Memorium Nürnberger Prozesse. Dort konzipierte und verantwortete er unter anderem die vielbeachtete Ausstellung „Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute“. In seiner Amtszeit verwirklichte das Memorium zudem mit dem Theaterstück „Saal 600 – Spurensuche“ eine sehr gelungene Kooperation mit dem Staatstheater Nürnberg und entwickelte die preisgekrönte Medieninstallation „Zeitreise Saal 600 / Courtroom 600: Time Travel“. Sie erschließt den historischen Ort auf eine neue und moderne Weise und öffnet ihn für ein breites Publikum. Baumann begleitete außerdem den Architektenwettbewerb für das neue Besucherzentrum des Memoriums und betrieb erfolgreich die Einwerbung von Drittmitteln. Dies schlägt sich eindrucksvoll in den Besuchszahlen des Hauses nieder, die sich von etwa 100 000 vor der Corona-Pandemie auf hochgerechnet etwa 135 000 Personen im Jahr 2023 steigerten.

Das Dokumentationszentrum ist ein wichtiger Baustein in der nationalen Museen- und Gedenkstättenlandschaft mit 311 000 Besuchenden im Vor-Corona-Jahr 2019. Das 2001 eröffnete Haus war ursprünglich auf 100 000 Besuchende pro Jahr ausgelegt, die räumlichen und logistischen Grenzen für die hohe Zahl an Gästen wurden zuletzt stark überschritten. Auch die Dauerausstellung war nach 20 Jahren wissenschaftlich und gestalterisch zu aktualisieren. Seit 2021 wird das Dokumentationszentrum daher umgebaut und erweitert und soll im Jahr 2025 modernisiert und mit neuer Dauerausstellung wiedereröffnet werden. Ein Fokus liegt dabei auf dem Ausbau von digitalen Angeboten, Möglichkeiten der Partizipation und der Erweiterung der historischen Sammlung. Es gilt, das ehemalige Reichsparteitagsgelände mit seinen baulichen Relikten für künftige Generationen und als Ort für Besuchende vor dem Verfall zu bewahren und didaktisch weiterzuentwickeln.

Dr. Thomas Eser, Direktor der Museen der Stadt Nürnberg: „Wir gewinnen mit Dr. Baumann einen hervorragenden Zeithistoriker für das Doku-Zentrum, der sich im Memorium als geschätzter Teamleiter die letzten Jahre überaus bewährt hat. Mit Dr. Baumann werden die Abteilung Erinnerungskultur und das Dokumentationszentrum sicher auf dem richtigen Weg bleiben zwischen Eigenständigkeit und guter kooperativer Nachbarschaft mit allen Kulturakteuren vor Ort."       js

1 Anhang