Buchvorstellung

Deutsche Erstpublikation des 1951 auf französisch erschienenen Bandes über die Vernichtung der Juden im Dritten Reich. Bildnachweis: Verlag EDITION THIAMAT
Donnerstag, 28. Juli 2022, 19 Uhr

Vom Hass zum Genozid

Das Dritte Reich und die Juden von Léon Poliakov

Vortrag von Alexander Carstiuc

1951 veröffentlichte Léon Poliakov – selbst Holocaustüberlebender - die erste systematische Gesamtdarstellung des Mordes an den europäischen Juden auf der Grundlage deutscher Dokumenten. 70 Jahr später erscheint erst die deutsche Übersetzung dieses Standardwerkes über die Judenvernichtung, das bereits in viele andere Sprachen übersetzt wurde. In Deutschland hingegen fehlte lange Zeit das Interesse an diesem Werk. Poliakov ist die Sicherung der von den Deutschen 1944 in Paris zurückgelassenen Gestapo-Akten zu verdanken, die die französische Anklagevertretung bei den Nürnberger Prozessen vorlegte, die im Eichmann-Prozess in Jerusalem 1961 zitiert wurden und auf die sich die gesamte spätere Forschung zur "Endlösung der Judenfrage" in Frankreich stützte.

Léon Poliakov war von 1946 bis 1948 Sachverständiger der französischen Delegation beim Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg. Gestützt auf die Nürnberger Prozessunterlagen, zeichnete Poliakov nur wenige Jahre nach den Prozessen ein umfassendes, dokumentarisch abgesichertes Bild des Holocaust. Bewusst legte er die Dokumente und Aussagen der deutschen Täter seiner Schrift zugrunde, um zu rekonstruieren, was geschehen war und wie es geschehen war. Letztlich ging es ihm dabei um die Frage, warum die Nazis die Juden vernichten wollten. Ein oft zitierter Satz Poliakovs lautet, er habe wissen wollen, "warum man mich gemeinsam mit Millionen anderer Menschen töten wollte". Aber sein Buch, wenngleich es sich auch mit der Psychologie der Mörder beschäftigt, beantwortet diese unvermeidliche und zugleich unbeantwortbare Frage nicht. Das einzige erkennbare Motiv ist, folgt man Poliakov, der Haß auf die Juden." (Aus dem Nachwort des Übersetzers Ahlrich Meyer)

Ort der Veranstaltung
Memorium Nürnberger Prozesse
Cube 600
Fürther Straße 104
90429 Nürnberg

Das Buch "Vom Hass zum Genozid" ist erschienen im
Verlag EDITION THIAMAT

Die Veranstaltung ist eine Kooperation im Rahmenprogramm der Wechselausstellung "Volk Gesundheit Staat" der Charité Berlin, des Gesundheitsamts der Stadt Nürnberg, dem Memorium Nürnberger Prozesse und dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

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Kosten
Eintritt frei